Zur Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen steht im Wittlicher Krankenhaus bereits seit 2010 das modernes Herzkatheterlabor zur Verfügung. Seit 2015 wird hier eine 24-Std.-Bereitschaft zur Versorgung akuter Herzinfarkte vorgehalten. Pro Jahr werden im Katheterlabor etwa 1400 Eingriffe durchgeführt, mindestens 550 davon mit PTCA und Stentimplantation. Mehrere Neuerungen konnten dort in den letzten Jahren die Diagnostik und Therapie der Patienten weiter verbessern.
1. Bestimmung der fraktionellen Flussreserve (FFR, IFR)
Bei unklarer hämodynamischer Relevanz einer Koronarstenose wird heute die fraktionelle Koronarflussreserve gemessen. Die Bestimmung erfolgt über einen sogenannten Druckdraht, der über einen Führungskatheter in das Koronargefäß eingeführt wird. Durch die Bestimmung des Blutflusses distal der Stenose kann - meist unter Einsatz von Adenosin - genau beurteilt werden, ob die Stenose eine Koronarischämie induziert und damit durch einen Stent behandlungsbedürftig ist. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und birgt ein nur sehr geringes Risiko. Allein im letzten Jahr wurde die FFR-Messung in über 300 Fällen eingesetzt.
2. Intravaskulärer Ultraschall
Zur genaueren Beurteilung von Koronarstenosen und zur Beurteilung des Interventionserfolges nach PTCA und Stentimplantation setzten wir seit einiger Zeit den intravaskulären Ultraschall (IVUS) ein. Mittels IVUS kann das Gefäß von innen beurteilt und insbesondere das Vorliegen stärkerer Verkalkungen erfasst werden. Insbesondere im Bereich des linken Hauptstamms erlaubt der IVUS eine genaue Beurteilung des Stenosegrades und erleichtert damit die nachfolgenden therapeutischen Entscheidung.
3. OPN-Ballon (High Pressure Ballon)
An therapeutischen Techniken konnte die interventionelle Therapie u.a. um den Super High Pressure PTCA-Ballon (OPN-Ballon) erweitert werden. Dieser Ballon besteht aus 2 übereinander liegenden Lagen, die die Aufweitung eines Koronargefäßes mit bis zu 32 Atmosphären erlauben - bei stark verkalkten Läsionen gelegentlich die einzige Möglichkeit zur Aufdehnung.
4. Hochfrequenzrotablation
Bei stark verkalkten Stenosen, die mit herkömmlichen Ballons nicht zu dilatieren sind, kann die Behandlung mit einem diamant-besetzten Bohrkopf (Hochfrequenz-Rotablator) vorgenommen werden. Hierzu wird der Bohrkopf über einen speziellen Interventionsdraht zur Stenose vorgebracht. In mehrfachen, kürzeren Bohr- phasen mit sehr hoher Umdrehungszahl wird eine Plaque-Modifikation erzeugt, die in nahezu allen Fällen eine nachfolgende Ballondilatation mit Stentimplantation ermöglicht.
5. TASH (transcoronare Ablation der septalen Hypertrophie)
Dieses Verfahren wird zur Behandlung der hypertroph obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM) eingesetzt.
Mittels Alkoholinstillation in den ersten Septalast des RIVA wird ein kleiner Herzinfarkt erzeugt, der zur Rückbildung der verdickten Herzmuskelwand führt und damit die intraventrikuläre Obstruktion verbessert. Hierdurch bessert sich die Belastungsdyspnoe der betroffenen Patienten deutlich.
6. Katheterinterventioneller PFO-Verschluss
Bei vielen jüngeren Patienten mit kryptogenem Schlaganfall findet sich oft ein offenes Foramen ovale (PFO), nicht selten in Verbindung mit einem Vorhofseptum-Aneurysma. Bei unter 60-jährigen Patienten ohne erkennbare Ursache des Schlaganfalls besteht dann die Indikation zum katheterinterventionellen PFO-Verschluss. Letztere kann heute von der Leiste aus unter Sedierung und TEE-Kontrolle mit einem Amplatz-Occluder vorgenommen werden. In unserer Klinik wurden bereits knapp 20 überwiegend jüngere Patienten problemlos versorgt. Durch die Prozedur kann das nachfolgende Schlaganfall-Risiko deutlich reduziert werden.
7. CTO (Chronic total occlusion)
Mittels moderner Techniken ist es heutzutage möglich, chronisch verschlossene Koronargefäße zu rekanalisieren. Hierbei kann das verschlossene Gefäß von antegrad wie auch von retrograd durch spezielle Führungsdrähte und Ballonkatheter eröffnet und in der Regel auch mit Medikamenten-beschichteten Stents versorgt werden. In der Folge resultiert eine verbesserte Durchblutung des Herzmuskels, fast immer gefolgt von einer deutlichen Besserung der Leistungsfähigkeit.
In unserer Kardiologie wurden im letzten Jahr über 20 Patienten mit chronisch verschlossenen Gefäßen behandelt, bei denen die Therapie in nahezu allen Fällen erfolgreich verlief.
8. Kardiales Unterstützungssystem (Impella)
Beim kardiogenen Schock wie auch bei Hochrisiko-Koronarinterventionen kann es durch eine akute Myokardischämie zum Kreislaufeinbruch mit nachfolgendem Multiorganversagen kommen. In beiden Fällen kann das HZV durch die sog. Impella Herzpumpe um bis zu 50 % gesteigert und so ein Multiorganversagen verhindert werden. Die Impella-Pumpe wird hierzu über eine großlumige transarterielle Schleuse von transfemoral in die linke Herzkammer eingeführt, wo Blut angesaugt und über eine Rollerpumpe in die Aorta ausgeworfen wird. Je nach hämodynamischer Situation wird die Pumpe unmittelbar nach dem Eingriff oder innerhalb weniger Tage danach wieder entfernt. Die Impella- Pumpe kam bei uns innerhalb der letzten 2 Jahre über 20x zum Einsatz.