Seit 2011 gibt es in der Wittlicher Kinder- und Jugendmedizin mit der „Helmtherapie für Säuglinge“ ein Angebot, das in unserer Region einzigartig ist. Viele Eltern kommen dafür mit ihren Kleinsten aus einem Umkreis von bis zu 200 km angereist - auch aus Luxemburg und Belgien - denn im ganzen Südwesten Deutschlands gibt es diese Therapieform erst wieder in Mainz oder Bonn.
Die „Helmtherapie“ hilft Säuglingen mit einer deutlichen Schädelasymmetrie, d.h. wenn die Hinterköpfchen stark abgeflachte Bereiche aufweisen. Für Oberarzt Dr. Merten Kriewitz, der dieses Angebot seit Beginn betreut, ist es wichtig, die genaue Ursache für die jeweilige Verformung zu finden. Sie entsteht häufig durch eine zu einseitige Lage des Kindes, wenn der andauernde Lagerungsdruck das noch weiche Köpfchen an den Auflagestellen verformt und abflacht. Weitere Ursachen können auch eine unter der Geburt erfolgte Halswirbelverschiebung oder - wie z.B. bei Mehrlingsgeburten - der Platzmangel im Mutterleib sein. Dabei sind vor allem die gesundheitlichen Aspekte wichtig: „Unbehandelte Verschiebungen der kleinen Halswirbel verfestigen sich mit der Zeit und haben für die Kinder schmerzhafte Folgen, die manchmal bis ins Erwachsenenleben hineinreichen. Dazu gehören Kopfschmerzen, eine gestörte Wahrnehmung bis hin zu motorischen Ungeschicklichkeiten. Starke Deformitäten des Köpfchens können sich auch auf das Gesicht und den Kiefer auswirken“, erläutert Kriewitz.
Zur Korrektur der Wirbellage wendet der erfahrene Kinderarzt sanfte manualtherapeutische Griffe an: „Die korrekte Lage lässt sich in diesem frühen Alter sehr gut wiederherstellen!“. Seine ergänzende Erfahrung im Bereich der Manualtherapie war es auch, die Kinderärzte, Kieferorthopäden und Therapeuten der Region vor nunmehr 10 Jahren dazu bewog, ihn für eine Aufnahme der Helmtherapie anzusprechen. In der Therapie der Schädelasymmetrie spielen Zeit und Kindesalter eine wichtige Rolle. Kriewitz rät: „Entsprechend dem raschen Wachstum des Säuglingskopfes, sollte die Behandlung für schnelle Erfolge früh starten - im Optimalfall ab dem 5. Monat.“ Für eine umfassende Untersuchung, Beratung und zur Anfertigung von 3D-Fotos des Köpfchens müssen die Eltern ungefähr eine Stunde Zeit in der Kinderklinik einplanen. Auf Basis der ärztlichen Angaben und der 3D-Fotos fertigt dann die Berliner Firma Cranioform einen „maßgeschneiderten“ Babyhelm. Er besteht aus einem ultraleichten weißen Spezialkunststoff mit einer harten stabilen Außenseite und einem weichen Schaumstoff innen. „So ein Helm wird von den Kleinen sehr schnell akzeptiert und als ihr eigener wahrgenommen“, erläutert Kriewitz. Das ist wichtig, da der Helm täglich für 23 Stunden getragen werden sollte. Sein Wirkprinzip macht sich das schnelle Kopfwachstum zu nutze. So weist jeder Helm geschlossene Areale auf, die das Köpfchen an den normalgeformten Bereichen sanft umfangen, und lässt freie Lücken an den bislang abgeflachten Stellen. Das weitere Wachstum erfolgt nun vorrangig dort, wo der Aufholbedarf besteht. Regelmäßig finden begleitende Helmanpassungen im Klinikum statt. Von der ersten Sitzung bis zum Erfolg sind es meist nur wenige Monate: „Bereits nach zwei Wochen bemerken die Eltern oft selbst schon die ersten Verbesserungen“, so Kriewitz. “Sie sind am Behandlungsende regelmäßig froh, dass sich die Kopfform so gut normalisiert hat und vor allem die gesundheitlichen Beeinträchtigungen behoben sind“.
Auch wenn noch nicht alle Krankenkassen dieses Therapieangebot übernehmen, ist die Nachfrage konstant: Jährlich hilft die Helmtherapie in der Wittlicher Kinderklinik rund 40 Säuglingen und erspart ihnen dadurch schmerzhafte Folgebeschwerden. Weitere Informationen dazu HIER...