Viele Menschen, die von Diabetes mellitus betroffen sind, kennen die Angst vor einer Fußamputation, da sich eine Wunde gebildet hat, die einfach nicht heilt. In vielen Fällen lässt sich dieses Schreckensszenario jedoch verhindern, nämlich dann, wenn der Diabetes-Patient auch in Bezug auf das sogenannte „Diabetische Fußsyndrom“ qualifiziert, strukturiert und umfassend betreut wird. Die AG Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zeichnet Einrichtungen aus, die diese hohe Qualität in der Fußbehandlung bieten. In Bernkastel-Kues hat nun das Verbundkrankenhaus das begehrte Zertifikat „Fußbehandlungseinrichtung DDG“ erhalten. „Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung für unser Engagement“, sagen Frau Ursula Decker und Frau Bettina Kolz (Diabetesberatung/Wundmanagement am Klinikum), „sie ist für uns ein weiterer Ansporn, alles zu tun, damit bei unseren Patienten eine gute Lebensqualität erhalten und eine Fußamputation vermieden wird.“
Diabetes ist die Volkskrankheit Nr. 1 in Deutschland: Rund sieben Millionen Menschen sind betroffen. Weil die Krankheit unter anderem die Blutgefäße in Mitleidenschaft zieht, haben die Patienten ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie Nierenversagen, Augenleiden, Herz-Kreislauferkrankungen oder eben das „diabetische Fußsyndrom“. Dabei führt eine eintretende Nervenschädigung zu Empfindungsstörungen, die dazu führen, dass der Patient Verletzungen und Schädigungen am Fuß nicht rechtzeitig und nicht hinreichend störend wahrnimmt. Fehlende Schutzfunktionen, schlechtere Infektabwehr sowie wie in vielen Fällen eine zusätzliche Durchblutungsstörung führen zu einer schlechteren Wundheilung. So verschlimmern sich Wunden weiter – bis schließlich (Teil-)Amputation unumgänglich werden können. 70 Prozent aller Amputationen in Deutschland betreffen Menschen mit Diabetes.
Im Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich trägt man maßgeblich dazu bei, dass es gar nicht erst so weit kommt. Das Zertifizierungsverfahrens der AG Diabetischer Fuß der DDG wurde eingeführt, um die Vorhaltung und Qualifikation von Ausstattung und Personal der Behandlungseinrichtung ebenso zu überprüfen, wie Struktur und Prozess der Behandler selbst und deren Ergebnisse. Wichtig ist, dass bereits kleinste Wunden schnell bemerkt werden, denn dann können Verschlimmerungen vermieden, eine optimale Behandlung vorgenommen und der Fuß in vielen Fällen erhalten werden. Ein wichtiger Aspekt der erfolgreichen Fußbehandlung ist die abgestimmte Zusammenarbeit eines interdisziplinären Teams.
„Das diabetische Fußsyndrom erfordert eine sehr gründliche und koordinierte Behandlung durch ausgewiesene Experten“, sagt der DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Fritsche, „das Verbundkrankenhaus verfügt über umfassende Fachkenntnisse auf diesem Gebiet.“ Das Zertifikat „Fußbehandlungseinrichtung DDG“ gilt für drei Jahre, dann muss erneut nachgewiesen werden, dass die strengen Kriterien weiterhin erfüllt sind.
In Deutschland werden jährlich rund 40.000 Diabetes-Patienten Teile des Fußes oder der gesamte Fuß amputiert. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent dieser Fälle durch eine bessere Behandlung vermeidbar wären. Für die Betroffenen bedeutet der Verlust des Fußes nicht nur einen großen Verlust an Lebensqualität: Sie haben in der Folge auch ein erhöhtes Sterberisiko. Daher ist eine zeitnahe strukturierte Versorgung des Fußes bei Patienten mit Diabetes unerlässlich.